Entwicklungsphasen

Der Hund durchläuft einige Entwicklungsphasen in seinem Leben. Bei den Welpen sind sie noch gleich. Nach dem Zahnwechsel sind sie Juvenil/ Junghunde. Wann die Pubertät einsetzt, hängt von Rasse und endgültiger Größe ab. So sind auch kleine Hunde schon unter einem Jahr erwachsen und die Dogge erst mit drei Jahren. Manche Rassen bleiben die ewigen Junghunde, während die Pubertät für andere sehr wichtig für die weitere Entwicklung ist, wie z.B. für Hütehunde, die später auch einmal eigenständige Entscheidungen treffen müssen.


Adolezent/ Erwachsen und somit bereit im Rudel seinen Rang
einzunehmen, ist ein Labrador z.B. mit ca. 2 Jahren.
Bis dahin sollte der Mensch ihm klar seine Position und die Grenzen
gezeigt haben, sonst nimmt der Hund das selber in die Pfoten und
nicht selten auch Zähne.

Überblick (nach Trummler)

Vegetative Phase 0. - 2. Woche

Übergangsphase 2. - 3. Woche

Prägungsphase 4. - 7. Woche

Sozialisierungsphase 8. Woche - 12./13. Woche

Wurfrangordnungsphase 3. - 13. Woche und 13. - 18. Woche

Rudelordnungsphase 17.- 24. Woche

Vorpubertät/Jugendphase 6 . Monat (Rassenabhängig)

Pubertätssphase 7. Monat - ? (Rassenabhängig)

Adoleszensphase ab ca. 2 Jahren (Rassenabhängig)

Vegetative Phase (0.-2. Woche)
Die ersten zwei Wochen ist der Welpe fast nur mit Nahrungsaufnahme und
Verdauung beschäftigt. Er muss wachsen und sein Körper muss sich weiter
entwickeln. Diese Phase wird von einer bestimmte Verhaltensform bestimmt:
dem Reflexverhalten. Das heißt, der Welpe ist in dieser Zeit nur auf Selbsterhaltung
orientiert. Das eigene Überleben ist wichtig, nicht die Geschwister. Die Welpen
liegen nur aneinander gekuschelt, weil sie Wärme suchen. Der Welpe denkt dabei
nur an sich. Er muss trinken, er muss groß werden, er muss es warm haben.
Reflexverhalten ist eine sehr primitive Form von Verhalten und hat nur mit dem
eigenen Organismus zu tun.
In der vegetativen Phase gibt es aber auch schon erste Zeichen von Instinktverhalten:
Die ersten Ansätze vom Jagdinstinkt zeigen sich bei der Futtersuche.
Der Such- und der Saugreflex:
Erstes Kommunizieren durch Wimmern, Jammern und Heulen, wenn sie Hilfe brauchen.
Es gibt Welpen, die viel suchen und sehr leise sind (die werden später sehr selbstständig
sein) und es gibt faule Welpen, die sich fast nicht bewegen und sehr viel jammern
(diese Welpen werden später sehr unselbständig sein).
Ein starker Saugreflex weist auf ein gutes Jagdverhalten hin.
Milchtritt ist auch eine Form von Instinktverhalten, die später als Unterordnungsgeste
bestehen bleibt.
Kontaktliegen dient also der Wärmeregulierung, und später werden das nur noch die
rangniedrigen Hunde machen. Die dominanteren werden auf Abstand bestehen.
Die Welpen sind noch blind und taub, können noch nicht richtig riechen und laufen.

Übergangsphase (2.- 3. Woche)
Das ist eine Zwischenstufe zwischen vegetativer Phase und Prägungsphase-
und doch sehr wichtig. Prägung hat schon in der vegetativen Phase begonnen,
aber fängt jetzt erst wirklich an.
Es wurde wissenschaftlich belegt, dass Welpen, die nur in den ersten zwei Wochen
(s.o., sie können weder hören noch sehen) Kontakt zu nur einem einzigen Menschen
hatten, später auf andere Menschen vollkommen panisch reagiert haben. Nur der Mensch,
mit dem sie in den ersten 2 Wochen Kontakt hatten, wurde als etwas Bekanntes akzeptiert.
Die Augen und Ohren werden geöffnet wenn auch das Sehvermögen noch sehr
beschränkt ist. Hell und Dunkel, sowie Bewegungen werden wahrgenommen-
aber er kann es noch nicht einordnen.
Das Instinktverhalten entwickelt sich in dieser Phase :
Aus dem Milchtritt wird die Spielaufforderung. Das Kontaktliegen wird seltener.
Erstes Drohverhalten wird geübt, die ersten Spielformen fangen an.
Und das machen wirklich nur die Welpen!: Das Beuteschütteln:
Ein Welpe packt einen anderen, hält ihn mit dem Maul und schüttelt ihn durch.
Das wäre von einem erwachsenen Tier oder Menschen ein Mordversuch. Auch die Hündin macht das nicht, um ihre Welpen zu maßregeln.
Spielen ist nichts anderes, als für das Leben üben und das wird jetzt wichtig. Auch kann er jetzt zwar Geräusche hören, aber er weiß noch nicht, woher sie kommen.
Ganz massiv zeigt sich jetzt der Schreckreflex, was für das Überleben in der Natur äußerst
wichtig ist. So flieht er, so schnell es ihm möglich ist, in die dunkle, sichere Höhle.
In der Übergangsphase sollte ein Hund schussfest gemacht werden.
Züchter sollten in dieser Phase darauf achten, dass Welpen öfter mit plötzlichen Reizen
konfrontiert werden. Gerade für Rassen mit starkem Schutztrieb wichtig, dass sie später
souverän damit umgehen können- und für Jagdhunde ist das natürlich erst recht unverzichtbar.
Und ich finde, gute Nerven sind für jeden Hund nur von Vorteil.

Prägungsphase (4.- 7. Woche)
In dieser Phase ist es ganz wichtig, dass der Welpe so viel wie nur irgend möglich kennen lernt:
Fremde Menschen, Kinder, andere Hunde (ohne Mutter) und Tiere, Autos, Radler, Jogger,
Zug fahren, Einkaufscenter, Aufzug....... sowie die unterschiedlichsten Geräusche.
Das Reflexverhalten soll jetzt abnehmen und der Instinkt sich formen.

Die sensorische Weiterentwicklung:
Hier kann man gezielte Reaktionen auf verschiedene Sinneswahrnehmungen beobachten.

Die motorische Weiterentwicklung:
Jetzt wird auch die Koordination in der Bewegung besser, obwohl die Welpen oft noch sehr grob und tollpatschig sind.
Die Mimik fängt jetzt an, sich zu entwickeln. Der Welpe beginnt, "Grimassen" zu schneiden.

Vokale Kommunikation (Stimme):
Der Welpe zeigt in dieser Phase noch eine sehr grobe Kommunikation: er schreit, knurrt, heult usw. Hier gibt es die ersten Verständigungsprobleme zwischen Mensch und Hund:
Die Kommunikation ist in der Prägungsphase sehr grob, doch was tun die Menschen, wenn sie einen Welpen bekommen? Sie gehen äußerst vorsichtig mit ihm um. Wird der Hund älter, werden sie immer grober.
Unter Hunden geschieht das genau anders herum. Die Mutterhündin verständigt sich erst mit grober Kommunikation und verfeinert diese immer mehr, bis später tatsächlich ein Blick genügt, um dem Welpen zu zeigen, was gemeint ist.
Das soll jetzt bitte nicht heißen, grob mit einem Welpchen zu sein. Nur beginnt jetzt schon, ab der 7. Woche, die Erziehung und nicht erst, wenn der Hund groß ist und die ersten Unarten sich verfestigt haben. Den erwachsenen Hund "degradieren" zu müssen ist zwar durchaus möglich, aber es verlangt sehr viel mehr Konsequenz und Arbeit, als wenn der Welpe durch eine von Anfang an konsequente Erziehung ganz natürlich in die gewünschte Ordnung hineinwächst.

Taktile Kommunikation:
Die taktile Kommunikation entwickelt sich, das heißt: die Welpen fangen zum Beispiel an, den Kopf oder Pfote auf einen anderen Welpen aufzulegen. Hier wird Dominanzverhalten geübt. Auch das Aufreiten gehört dazu.

Olfaktorische Kommunikation:
Jetzt kann man beobachten, dass sich die Welpen gegenseitig beschnuppern.
Sie fangen an, sich untereinander wahr zu nehmen.

Territorialinstinkt:
Die Welpen zeigen jetzt erste Anfänge von Besitzverhalten. Sie nehmen einen Gegenstand ins Maul und verteidigen ihn auch. Die Welpen fangen in dieser Zeit auch an, einen Gegenstand, der etwas abseits liegt, zu bewachen. Sie verteidigen dann nicht nur diesen Gegenstand, sondern auch das Gebiet drum herum (territorial).
Während der Prägungsphase lernt der Welpe also nicht durch sozialen Einfluss, sondern durch eigene Erfahrung. In dieser Phase ist eine gute Prägung durch den Züchter sehr wichtig, denn es hat Konsequenzen für das ganze weitere Hundeleben. Die Sozialisierung kann nur optimal werden, wenn die Prägung optimal war.
Gegen Ende der Prägungsphase übernehmen immer mehr der Vater oder andere Rudelmitglieder die Erziehung. Das Muttertier schnappt die Welpen nun immer häufiger weg.

Sozialisierungsphase (8.- 12./13. Woche)
In dieser Phase fängt die richtige Erziehung an und ab der 8. Woche ziehen die Welpen in ihr neues Heim. Was sehr günstig ist.
In der Prägungsphase war es so, dass der Welpe etwas getan hat und daraus gelernt hat.
Jetzt, in der Sozialisierungsphase, ist das anders. Im sozialen Umfeld passiert etwas, woraus der Welpe lernt. Das soziale Umfeld fängt an, auf das Verhalten des Welpen Einfluss zu nehmen.
Setzen von Tabus:
Das Vatertier trägt einen Knochen heran und legt in ab. Er selbst legt sich in die Nähe des Knochens. Wenn der Welpe nun versucht, diesen Knochen in Besitz zu nehmen, wird er sofort vom Vatertier korrigiert. Das kann durch Wegknurren geschehen, durch einen Nackenstoß oder auch Schnauzegriff.
Für den Welpen ist nun klar, dass dieser Knochen ein Tabu für ihn bedeutet und das Vatertier die erzieherische Rolle übernommen hat.

Entwicklung von operant Konditioniertem Verhalten:
(operant = eingreifen / konditionieren = bewirken)
Auf einen bestimmten Reiz folgt eine bestimmte Reaktion.
Das heißt, dass ein anderer Hund/Mensch auf das Verhalten des Hundes einwirken kann.

Entwicklung des sozialen Lernvermögens:
Voraussetzung für ein gutes Lernvermögen ist, dass man dem Welpen ganz viel Neues beibringt.

Soziale Normierung: (Normen = Regeln)
Hat der Welpe in der Prägungsphase gelernt, dass z.B.ein Regenschirm keine Bedrohung darstellt, so lernt er in der Sozialisierungsphase, dass er ihn nicht zerstören darf.

Wurfrangordnungsphase (3.- 13 Woche, 13.- 16. Woche -rasseabhängig)
Die Wurfrangordnungsphase wird in zwei Phasen unterteilt:

- Vorläufige Wurfrangordnungsphase ( 3. - 13. Lebenswoche -rassenabhängig)
- Endgültige Wurfrangordnungsphase (13. - 16. Lebenswoche -rassenabhängig)

Bei manchen Rassen, wie z.B. Rottweiler oder auch die Herdenschutzhunderassen, ist die
vorläufige Wurfrangordnungsphase schon früher abgeschlossen.
In der vorläufigen Wurfrangordnungsphase spielt das Üben von Dominanz und
Unterordnung eine große Rolle. Ob der einzelne Welpe mehr das eine oder andere übt,
liegt in seinem Temperament und Wesen. Wichtig ist, dass hier in dieser Phase die Tendenz für das zukünftige Leben geschaffen wird, auch kann der Mensch hier Einfluss nehmen.
Wenn der Welpe in dieser Phase lernt, dass er mehr Erfolg hat, wenn er Dominanz zeigt,
dann wird er auch später auf jede neue Situation erst einmal mit Dominanz reagieren.
Andere Welpen wiederum lernen in dieser Phase, dass umso weniger passiert, jemehr sie sich unterordnen. Dieser Welpe wird später auf jede neue Situation erst einmal mit Unterordnung reagieren.
Als Mensch kann man den dominanten Welpen etwas bremsen. Bitte nicht dazu den Alphawurfständig missbrauchen. Schüchternen Welpen kann man den Rücken stärken.
So kann man bei den Welpen noch formen und ausgleichen und darauf achten,
dass jeder einzelne Welpe beide Möglichkeiten für sein weiteres Leben in sich trägt.
In der endgültigen Rangordnungsphase wird durch Rangordnungsstreitigkeiten, die jetzt kein Spiel mehr sind, die Wurfrangordnung festgelegt.

Rudelordnungsphase ( 17.- 24. Woche)
In der Natur wird der Welpe jetzt ins Rudel integriert und innerhalb des Rudels wird seine Position festgelegt. Er lernt den Nutzen der Rangordnung in Bezug auf erfolgreiche Zusammenarbeit und zur Vermeidung von Aggression kennen. Welpen haben ihre eigene Rangordnung und Junghunde auch, und doch kann es sein, dass sich ein dominanter Junghund in der Familie über einen defensiven Althund setzt. Ab ca. dem 6.Lebensmonat geht es mit zur Jagd. Bis dahin hat der Hund verschiedene Jagdtechniken schon spielerisch erlernt, die jetzt praktisch umgesetzt werden können. Ebenso lernt er den Schutz des Rudels außerhalb der Sicherheitszone zu schätzen. Er lernt, dass er durch die Hierarchie im Rudel weniger Stress ausgesetzt ist, denn wenn die Grenze des Territoriums erreicht ist, wird diese durch den Ranghöchsten kontrolliert. Ein Welpe muss sich darum nicht kümmern.
In einem Mensch-Hund-Rudel begreift der Hund jetzt, dass sein Mensch das Rudel führt
und dass er auch andere Menschen respektieren, aber nicht fürchten muss.
Deshalb sollte der Hund in dieser Zeit viel Kontakt zu vielen fremden Menschen haben, damit er merkt, dass es eine völlig normale Sache ist, dass scheinbar jeden Tag ein neues Rudelmitglied dazukommen kann. Dieses Rudel scheint erweiterbar zu sein. Der Hund wird lernen, dass fremde Menschen keine Bedrohung darstellen, sondern ein evtl. neues Mitglied sein könnten. Das gilt auch für fremde Hunde.
Am Ende dieser Phase sollten die Grundsteine der Erziehung gelegt sein. Und er sich seinem Rudel zugehörig fühlen.

Vorpubertät/Jugendphase (6. Monat - rasseabhängig)

Das Einsetzen der Geschlechtsreife findet in dieser Entwicklungsphase fließend statt und zeichnet sich durch zunehmende Selbständigkeit und aktive, flegelhafte Herausforderung des "Rudelführers" aus. Gleichzeitig reagieren die juvenen Hunde ängstlicher. Und auch bei einem Hund der bis dahin schussfest war, kann sich das jetzt noch ändern.

Man sollte eine gewisse Selbständigkeit zulassen- er soll ja erwachsen werden. Aber doch sehr umsichtig auf Reize achten.

Pubertätssphase (7. Monat- ? -rasseabhängig)

Jetzt kommt der Hund in die Endphase der körperlichen und geistigen Entwicklung.

Für die geistige Entwicklung bedeutet das:
Perfektionierung durch Kombination von erlerntem Verhalten und Erfahrungen und die Steigerung des Eigeninitiativverhaltens. Das kann aber auch bedeuten, dass er besser ist als derjenige, der ihm alles beigebracht hat und genau das wird jetzt getestet.
Der Hund sieht jetzt aus wie ein erwachsener Hund und er merkt, dass auch seine Körperkraft gestiegen ist, was wiederum zu Rangordnungsstreitigkeiten mit ranghöheren Tieren führen kann.

Für die körperliche Entwicklung bedeutet das:
Jetzt entwickelt er seine sexuellen Verhaltensformen.
Auch das kann zu Rangstreitigkeiten führen, denn nur der Ranghöchste hat das Recht auf Nachwuchs. Also ist es wichtig; die ranghöchste Position zu bekommen.

Für die Erziehung des Hundes in einem Mensch-Hund-Rudel bedeutet das:
Vorbeugen, dass der Hund zu viel Eigeninitiative entwickelt. Das Trainingsniveau sollte in dieser Phase zurückgeschraubt werden. Jetzt sollte nur stabilisiert werden, was man bisher im Training mit dem Hund erreicht hat.
Auch auf Rangordnungsstreitigkeiten sollte man sich jetzt nicht einlassen.

Und es dauert nicht so lange, wie bei unseren menschlichen Teenagern.

Adoleszensphase (ab ca. 2 Jahren -rasseabhängig)

Die Adoleszensphase bringt noch einmal eine sehr wichtige Entwicklung mit sich.
Sie beginnt mit ca. 2 Jahren, was jedoch auch bei Rasse zu Rasse unterschiedlich ist. Je stärker das Territorialverhalten beim Hund ist, umso später wird diese Phase erreicht.
Was bedeutet das für ein Mensch-Hund Rudel? Wenn es sich um einen sehr dominanten Hund handelt und er in seinem Rudel keine untergeordnete Position einnimmt, kann es geschehen, dass er sich plötzlich massiv in die Kindererziehung einmischt.
Oder: Früher hat er nur mit anderen Hunden gespielt, jetzt beißt er sich mit ihnen.
Plötzlich sind Probleme da, die vorher nicht da waren!
Aber diese Probleme haben sich eigentlich langsam aufgebaut; denn er hat davor gar nicht gespielt, sondern er hat geübt. Geübt, bis er reif genug war.
Jetzt ist er reif genug und jetzt kann er das umsetzen. Es ist sehr wichtig, das Spiel auch aus dieser Sicht zu betrachten, und sich nicht ausschließlich daran zu erfreuen. Aber was geschieht in diesem Spiel? Der andere Hund ist Sparringspartner für unseren Hund. Natürlich wollte unser Hund den anderen Hund nicht verletzen, denn dann hätte er nicht weiterüben können.